Als mir mit Ende 20 bewusst wurde, wie tief die Wurzeln meiner Glaubenssätze und Muster liegen, die mich erst in eine Essstörung, dann in den Sportzwang und später zu innerer Unruhe, Getriebenheit und Schlafstörungen rutschen ließen, war klar: so möchte ich nicht mehr leben.
Statt weiter in der ungesunden Spirale aus Selbstoptimierung, Leistungsdruck und Perfektionismus gegen mich selbst anzukämpfen, wollte ich meine Energie endlich wirklich für mich nutzen. Mich aus den Fesseln der Ideale und Rollenbilder befreien, die mir meine Sozialisation eingepflanzt hatte wie hartnäckiges Unkraut.
Es war beängstigend, aber die Stimme meines Herzens war lauter: Hör auf zu funktionieren und fang bitte endlich an zu LEBEN!
Darauf zu hören hat mein Leben um 180 Grad gedreht. Raus aus der Anstellung und voll in die Selbständigkeit, aus Hamburg weggezogen, obwohl ich noch nicht wusste, wo mein neues zu Hause sein wird (und dass ich es über ein Jahr suchen würde), endlich die Projekte umsetzen und Weiterbildungen machen, die mich schon so lange gerufen haben.
Erst als ich die Strukturen der Selbstoptimierung aufgebrochen habe, kamen meine Kreativität und Lebensfreude zurück. Ich habe wieder angefangen zu tanzen, zu singen, zu malen. Ich begann Gitarre zu lernen, um gemeinsames Mantra-Chanten in meine Yogastunden aufzunehmen zu können. Ich konnte nie wirklich singen, doch plötzlich wurde mir gesagt, wie schön und berührend meine Mantras klingen.
Währenddessen wurde mir meine Lebensaufgabe (Dharma) immer klarer: Dazu beizutragen, dass auch du anfängst nach deiner Wahrheit zu leben, dich authentisch zu zeigen wie du bist, deinen Körper zu lieben und das Leben wieder zu genießen statt dich anzupassen, zurückzuhalten und klein zu machen.
Yoga zu unterrichten ist für mich nicht nur eine Berufung, sondern auch eine Kunst, in die all meine Liebe, Inspiration und Begeisterung einfließt. Jede Stunde sehe ich als einzigartige Erfahrungsreise, die uns immer mehr zu unserer wahren Natur zurück führt.